CHEFINFO-Interview mit Georg Spiesberger: Es geht immer ums gemeinsame Miteinander

CHEFINFO-Interview mit Georg Spiesberger: Es geht immer ums gemeinsame Miteinander

22. März 2023

Quelle: CHEFINFO

DIGITAL MILE LINZ. Die „DIGITAL MILE Linz“ (DiMi) erstreckt sich von der Tabakfabrik über das TECHCENTER bis zur NEUEN WERFT. Eine Meile geballter Digitalpower und eine starke Community. Gemeinsam werden Themen umgesetzt, die alle betreffen. Neid oder gar Konkurrenz – Fehlanzeige, wie TECH HARBOR Chef Georg Spiesberger erklärt.

Was ist die „DIGITAL MILE Linz“ (DiMi) und welche Idee steckt dahinter?
Georg Spiesberger: Die DIGITAL MILE Linz besteht aus neun Kernunternehmen. Wir haben festgestellt, dass es auf dieser Meile 110 weitere Unternehmen mit digitaler Wertschöpfung gibt, die auf diesem Standort rund 3.500 Mitarbeiter beschäftigen. Ein Konglomerat an innovativen Firmen, die sich hier angesiedelt haben. Richtige Rohdiamanten. Junge Firmen mit Drive und schneller Umsetzung.

Die DiMi ist keine klassische Organisation und kein Verein, verfolgt aber einen konkreten Zweck. Wie sieht der Kern dieses Zwecks aus?
Spiesberger: IT-Unternehmen mit 150 Mitarbeitern sind in Österreich schon relativ groß. Im Vergleich zur Industrie aber viel zu klein. Als Verbund mit 3.500 Fachleuten sind wir hingegen schon
wieder groß. Das ist ein guter Hebel, um die Dinge in Bewegung zu bringen und umzusetzen, etwa bei der RotWeißRotCard. Die Führungskräfte der DiMi sind mit Entscheidungsträgern beisammengesessen und haben ihre Sichtweisen eingebracht. Die DiMi ist als Community also ein Türöffner. Wir sind kein Verein, wir sind keine Institution, das heißt, wir sind sehr frei und unabhängig. Bei uns bringt man sich selbst ein und es stehen alle Beteiligten dahinter, von den Unternehmen bis zur Politik. Egal was aus der Community entsteht, es soll nicht einem allein gehören, sondern der Allgemeinheit dienen. Es soll Sinn stiften und immer Sinn ergeben. Ziel ist es, mit der DiMi die Strahlkraft des Standorts OÖ zu erhöhen. Bei allen DiMi-Aktivitäten und Maßnahmen stehen die Gemeinschaft und das aktive Einbringen aller im Vordergrund.

Was sind die größten gemeinsamen Themen der DiMiUnternehmen?
Spiesberger:
Schon beim ersten Workshop kamen viele Themen auf, vom Standort über Forschungsprojekte und Personalaustausch bis zu einem eigenen DiMi-Fußball und Volleyballteam, neuen Busverbindungen und einer Kinderbetreuung. Da wir keinerlei Ressourcen hatten, begannen wir mit dem kleinstmöglichen Benefit: Deutschkurse für Expats. Anstatt 80 Leute ins WIFI zu bringen, kamen nun sechs Trainer zu uns. Schon mit dieser kleinen Maßnahme haben wir einen riesigen Erfolg in der Community erzielt: Unternehmen, die eigentlich im Wettbewerb um die besten Köpfe stehen, haben zusammengearbeitet im Sinne der Gemeinschaft. Dieser Erfolg war der Startschuss. Die Community schafft das Setting und das Angebot. Davon profitieren auch kleine IT-Unternehmen, etwa bei der Weiterbildung. Ein kleines Start-up hat hochqualifizierte Leute, die sich weiterentwickeln wollen, aber keine Personalentwicklungsressourcen. Gemeinsam haben wir ein Weiterbildungsprogramm entwickelt und das Feedback ist sensationell. Unterm Strich kann ein Start-up, das Teil der DiMi ist, stolz sagen: „Ich biete meinen Mitarbeitern ein breites Sportangebot, Kinderbetreuung, Führungskräfteentwicklung“, alles Dinge, die es alleine nicht leisten könnte. Das ist ein anderer Qualitätslevel.

Ein großes Thema in der Tech-Branche ist das (internationale) Recruiting. Welche Idee gibt es dazu?
Spiesberger:
Für uns als TECH HARBOR geht es darum, dass es unseren IT-Unternehmen gut geht. Es war schon vor fünf, sechs Jahren so, dass es keine IT-Kräfte mehr gab, jeder hat dieses Thema für seine Firma selbst zu lösen versucht. Mit der DIGITAL MILE Linz gelingt es uns, gemeinsam am Standort Linz attraktive Rahmenbedingungen für Mitarbeiter zu schaffen, was sinnvoller ist, als sich gegenseitig Konkurrenz zu machen. Recruiting neu bedeutet, Mitarbeiter zu halten, und dazu muss man etwas mehr bieten als andere.

Gab es nicht Vorbehalte, etwa, dass man sich gegenseitig Personal abwerben könnte?
Spiesberger:
Anfangs gab es diese Angst, doch es kam ganz anders. Dadurch dass die Kommunikation unter den Betrieben nun viel besser und offener ist, es kurze Wege gibt, man sich persönlich kennt und für ein gemeinsames Ziel arbeitet, gibt es kein aktives Abwerben.

Sie erwähnten bereits die Kinderbetreuung. Welche Ansätze verfolgt die Community in diesem Themenfeld?
Spiesberger:
Gerade im Sommer ist das für alle Unternehmen ein Thema. Ein DiMi-Mitglied organisierte bereits eine Waldwoche für die Kids, die steht nun allen DiMi-Mitgliedern offen. 2020 starteten wir mit einem eigenen DiMi-Sommercamp für technikbegeisterte Kinder und Jugendliche. Die HTL Leonding ist sofort aufgesprungen. Kindern im Alter von zehn bis 15 Jahren wird in
der HTL Leonding und in der Grand Garage ein richtig cooles Technikprogramm geboten. Heuer stehen sieben Kursangebote für insgesamt 180 Kinder am Programm. Die Kinder schließen
Freundschaften, was sich wieder auf die Eltern überträgt und die Community weiter befeuert.

Sie haben nur wenig Personalressourcen für die Organisation der DIGITAL MILE Linz. Wie schafft man das alles?
Spiesberger:
Das alles muss organisiert und betreut werden, deshalb steht der ehrenamtliche Einsatz im Mittelpunkt. Sowohl die Unternehmen als auch die Mitarbeiter sollten sich einbringen und einen Beitrag für die DiMi-Community leisten.Wir schaffen die strukturelle Voraussetzung dazu. So auch bei unserem gemeinsamen Jahresevent. Wir wollten ein eigenes planen, haben uns dann für eine Kooperation mit den Bubbledays der LINZ AG entschieden. Warum? Um breitenwirksam auf die DIGITAL MILE Linz aufmerksam zu machen und allen Mitarbeitern die Teilnahme an einem tollen Festival zu ermöglichen. Es gibt eine eigene MS DIGITAL MILE und die Schiffsbar wird von DiMi-Mitarbeitern betrieben. Die Spenden erlöse gehen an soziale Einrichtungen. Alle ehrenamtlichen Aktivitäten und Maßnahmen stehen unter dem Motto „DIGITAL SMILE“ – um bei vielen anderen Menschen ein Lächeln hervorzuzaubern. Dies beflügelt die gesamte Community. Das beginnt bei gemeinsam organisierten Blutspenden und geht bis zu einem PopupPunschstand, der jeden Tag vor einem anderen DiMi-Kernunternehmen stand. Die Spendeneinnahmen gingen an das St. Anna Kinderspital.